Seiten

Mittwoch, 15. Februar 2017

Rezension: Niemalsland von Neil Gaiman

Niemalsland
                               von Neil Gaiman




=[ Harte Fakten ]=
  • Eichborn (Bastei Lübbe) 18 €
  • 430 Seiten
  • ISBN: 978-3-8479-0615-5




=[ Worum geht’s denn eigentlich? ]=




Richard Mayhew, Geschäftsmann aus London und verlobt mit der unausstehlichen Jessica, ahnt nicht, dass sich sein Leben bald komplett verändert. Auf dem weg zu einem Restaurant fällt ihm ein verletztes Mädchen direkt vor die Füße. Er beschließt ihr zu helfen und bringt sie zu sich nach Hause. Das Mädchen stellt sich als „Door“ vor und Richard muss feststellen, dass jemand hinter ihr her ist. Kaum verabschiedet sich Door, ändert sich alles für ihn. Niemand kann ihn auf einmal sehen oder hören, sogar der EC-Kartenautomat erkennt seine Karte nicht mehr an. Es gibt nichts, was darauf hindeutet, dass es ihn je gegeben hat. Richard packt seine sieben Sachen und macht sich auf die Suche nach dem geheimnisvollen Mädchen Door. Hat sie etwas damit zu tun? Seine Suche führt in ins „Unterlondon“.




=[ Meine Meinung ]=




Ja. Ich hatte sehr hohe Erwartungen an das Buch. Im Laden wurde es angepriesen und der Klappentext und die Story klangen sehr interessant. Außerdem gibt es eine 6-teilige Mini BBC Serie dazu. Die habe ich mir allerdings noch nicht angeschaut und bin mir nicht sicher, ob ich das nachhole...Ich kann absolut nicht verstehen, warum das Buch auf Amazon so gute Bewertungen hat..

Alle meine Erwartungen wurden enttäuscht. Die Grundidee ist super gut, am Anfang war ich auch total gefesselt. Als Door plötzlich vor Richard Füße fällt, die Männer die nach ihr suchen. Doch kaum kommt Richard in Unterlondon an, nimmt es rapide ab. An Story, an Spannung, an allem. Der Autor hetzt einfach durch.


Es hat den Anschein, als hätte der Autor Szenen im Kopf, die er abhaken will. Dazwischen gibt es dann leider nichts, weder Dialoge noch Gefühle oder Charakterentwicklung. Sie laufen einfach von A nach B. Bei B passiert was, dann laufen sie nach C, da passiert etwas. Obwohl 430 Seiten ja schon nicht so wenig sind, fehlt irgendwie Zeit, die Geschichte richtig aufzubauen. Man wird hineingeworfen, bekommt aber nie wirklich einen Eindruck von Unterlondon. Und das bei einer so vielversprechenden Grundidee.





Fakt ist, das Buch würde wohl als Serie ganz gut funktionieren. Eben aber nur, bis die Charaktere die 4 oder 5 Stationen abgeklappert haben. Es wäre vielleicht einfach besser gewesen, sich auf ein Abenteuer, eine Station zu beschränken und nicht 20 Abenteuer in einen Roman zu packen. Das wirkt nicht nur unglaubwürdig und gedrungen, sondern gibt dem Leser auch das Gefühl, gar nicht wirklich dabei zu sein.




Auch bedient sich der Autor an Sagen und Legenden, wie zum Beispiel die Bestie von London oder die versunkene Stadt Atlantis. Das wir dann in ein, zwei Nebensätzen abgespeist und man hat das Gefühl, diese Sagen oder Sagengestalten seien nur dazu da, das Buch zu vermarkten.




Die Charaktere sind absolut flach. Die einzigen Figuren, die wirklich auffallen ist die Hauptperson Richard, eben weil man ihn anfangs in seinem normalen Leben begleitet. Richard Mayhew soll gemocht werden und das erreicht er auch mühelos. Aber gegen Mitte des Buches wird auch er abgeflacht. Außer den an erwähnten „Stationen“ ist er blass und gar nicht vorhanden. Läuft halt so mit weil er die Hauptperson ist. Es gibt auch Andeutungen auf eventuelle Gefühle Door gegenüber, aber das wird auch irgendwie im Keim erstickt.
Door ist blasser als blass. Sie stolpert in Richards Leben und ist interessant. Man erfährt auch etwas über ihre Vergangenheit aber ich könnte ihren Charakter nicht wirklich beschreiben. Was mir noch in Erinnerung geblieben ist – sie trägt eine alte Lederjacke. Ansonsten ist sie austauschbar.
Hunter, die Leitwächterin. Tja. Hunter macht den Eindruck, als hätte sich jemand wirklich Gedanken über sie gemacht, aber bevor es was werden konnte dann die Bremse reingehauen.
Als Interaktion zwischen den Charakteren hätte ich mir vielleicht ein paar tiefgründigere Gespräche gewünscht. Richard fragt im Allgemeinen zu wenig.
Wovon die Story wirklich lebt, sind die zwei Bösewichte, Mr. Croup und Mr. Vandemar. Und ich habe mich wirklich schon drauf gefreut, zu lesen, was die beiden so treiben.
Ein paar witzige Stellen gibt es auch in dem Buch. Leider ist das meistens Situationskomik, die in einem Buch nicht so wirklich rüber kommt. In einer Serie könnte ich es mir jedoch sehr gut vorstellen.




Leider ist das Buch, obwohl es ein Taschenbuch ist auch noch unverschämt überteuert und kostet 18 Euro.
Wegen des Humors und der Idee vergebe ich zwei Herzchen.






=[ Fazit ]=
Es wirkt ein bisschen wie in einem schlecht gespielten DSA Abenteuer: „Wie ich sehe fehlt eurer Gruppe ein Magier! Wir kennen uns zwar nicht, aber ich werde euch begleiten – egal wohin!“





=[ Wertung: ♥♥ 2 von 5 ]=