Es
von
Stephen King
=[
Harte Fakten ]=
- Heyne Verlag 2011
- 14,99 €
- 1536 Seiten
- ISBN: 978-3453435773
=[ Worum geht’s denn eigentlich? ]=
Alle 28 Jahre kommt „Es“ ans Tageslicht und sucht sich neue
Opfer. Auch Bill's Bruder Georgie verschwindet eines Tages spurlos in
der Kanalistation. Bill und 6 Freunde entschließen sich, dem Grauen
unter der Stadt entgegen zu treten.
=[ Meine Meinung ]=
Jaa, was soll ich sagen. Ich habe das Buch zum ersten Mal gelesen
mit 11 oder 12 in der Bücherei und die letzten 10 Seiten haben
gefehlt. Meine Eltern mussten sogar antanzen und bestätigen, dass
ich das Buch lesen darf. Glücklicherweise (ich habe wohl lange
genervt) hat mir meine Mama das Buch dann als Taschenbuch gekauft,
damals noch eine alte Auflage in rot. Mittlerweile habe ich nicht mal
mehr das Taschenbuch weil es vom vielen Lesen aus dem Leim gegangen
ist (dabei hat es so gut gerochen! Kennt ihr das? Oh Gott ich werde
wieder komisch...) Jetzt habe ich hier eine uralte gebundene Ausgabe,
die man auch als Waffe oder zum Heizen benutzen kann, wenn das Holz
mal knapp wird. Ein klassischer „Wälzer“.
Rückblickend kann ich gar nicht mehr sagen, wie ich auf das Buch
gekommen bin, denn das Cover war einfach nur rot mit dem Schriftzug
„ES“. Vielleicht war es ja das?
Meiner Meinung nach ist das eines von King's Besten – wenn nicht
sogar das beste Buch von ihm.
Man fühlt sich etwas erschlagen von den ganzen Personen die
auftauchen, bei Es wird dies aber recht clever gelöst. Jeder wird
einzeln vorgestellt und die Charaktere sind so unterschiedlich, dass
man sie nicht verwechselt. Die Freunde treffen aufeinander und bauen
einen Damm. Erinnert uns das nicht alle an den perfekten Sommer?
Übrigens denke ich begründet das Buch auch die Angst vor Clowns.
Oder besser den Hype der Angst vor Clowns.
Nach und nach lernen wir die Jungs (und das Mädel) kennen.
Stotter-Bill, mit seinem Fahrrad „Hey-ho Silver loooos!“
(Georgie – Bill's Bruder, der verschwand)
Richie – der bebrillte Quatschmacher, der gut Stimmen immitieren
kann
Stan – der Vogelbeobachter
Eddie – das Muttersöhnchen mit dem schlimmen Asthma
Ben – der übergewichtige Romantiker
Mike – der schwarze Junge, der gemobbt wird
Beverly – das einzige Mädchen, die von ihrem Vater missbraucht
wird
Stephen King schafft es, uns zu teleportieren. Wir finden uns
plötzlich im Sommer '58 wieder, lassen uns zusammen mit den Freunden
verprügeln und erleben Abenteuer. Man kann es fast fühlen, so
greifbar ist es geschrieben. Das hat Stephen King schon immer
gekonnt.
Es gibt die bösen Kinder, die nicht zuletzt dem etwas dicklichen
Ben schlimme Gewalt antun und jeder findet sich in diesem Buch
wieder. Diese Thematik ist ja aktueller denn je. Generell sind die
Freunde eine Gruppe aus Antihelden und Außenseitern. Alle haben irgendwie mit sich zu
kämpfen, formen dann aber eine wundervolle Clique und ergänzen
sich.
Bill und die anderen wachsen schnell zusammen, eine Freundschaft
entsteht und sie beschließen, der Sache in Derry auf den Grund zu
gehen.
Dabei erleben sie allerhand Horrorszenarien, jeder für sich, und
gehen schließlich zum Ursprungsort des Monsters – die Kanalisation
unter der Stadt.
Immer wieder springt die Perspektive zu den erwachsenen Freunden
und man erfährt auch, was aus ihnen geworden ist.
Für einige mag es zu langatmig sein, viele sind mehr Action am
Anfang gewohnt. Für 1986, als der Roman in Deutschland das erste Mal
erschien, war das „The Shit“ und für mich ist es das noch heute. Es ist eben nicht der splatter Horror, der Szenen gruselig macht
sondern eine spannende Grundstimmung, kleine unterschwellige Hinweise
auf etwas, das größter ist, als unter Verstand erfassen kann. Mit
unseren größten Ängsten konfrontiert werden, das ist Horror. Und
wenn das ein Buch rüber bringt, dann ist es wohl „Es“ vom
Meister persönlich.
Die neueren Bücher von King kenne ich zugegebenermaßen noch
nicht, aber alle vor Joyland habe ich gelesen. Einige haben mir gut
und andere wiederum nicht so gut gefallen, aber schlecht war keines.
Viele rollen beim Namen „Stephen King“ schon mit den Augen, was
ich überhaupt nicht verstehen kann. Vielleicht liegt es daran, dass
King oft Dinge ausspricht (oder schreibt), die so nicht üblich sind
und vulgär wirken. Bei Sexszenen nimmt er oft kein Blatt vor den
Mund und auch sonst scheint es für ihn keine Tabu's zu geben. Ich
finde das sehr ehrlich und mir gefällt diese Art sehr gut. Wir alle
sagen im Alltag doch mal „Scheiße!“ und nicht „Verflixt und
zugenäht!“. Mir gefällt so etwas wesentlich besser als gestelzte
Dialoge, die man so nie hören würde.
Wenn Bill in die Pedale tritt und schreit „Hey-Ho Silver
looos!“, bin ich wieder in meiner Kindheit. Mit der Erinnerung an
Es rieche ich Popcorn, es sind 30 Grad im Schatten... ich verbinde
damit Abende am Lagerfeuer, Abenteuer mit Holzschwertern, Häuser aus
Heuballen und meine Freunde von damals. Schon verrückt, was
Gegenstände für Erinnerungen tragen, und in diesem Fall ist der
Gegenstand eben ein Buch.
„ES“ ist ein absolutes Must-Read!
=[ Fazit ]=
Für mich DAS Horrorbuch.
=[ Wertung: ♥ ♥ ♥ ♥ ♥ 5 von 5 ]=
Weitere King-Empfehlungen von mir:
- Brennen muss Salem (es hilft, Dracula gelesen zu haben)
- Der Friedhof das Kuscheltiere (purer Horror!!)
- Der dunkle Turm (eine meiner Lieblingsreihen)