Freitag, 20. März 2020

Rezi: Krieg und Kröten

Krieg und Kröten
Die FROST-Chroniken 1

Von Susanne Pavlovic





[Klappentext]

Yuriko Mandorak Doragon Frost, Siegelmeister, Feuerbeschwörer, Freund der Kröten und Bezwinger der Schicksalsschlange, war nur mal kurz Tabak holen. Als er nach fünf Jahren in seine Heimatstadt zurückkommt, hat man ihn vergessen.
Dann taucht Arkadis auf und trägt ein Zaubersiegel auf der Zunge, dessen Rätsel Yuriko nicht ergründen kann. Yuriko wird von seiner Schülerin Galina entführt - gleich mehrfach. Die neuerliche Reise soll die Lösung des Siegelrätsels erbringen und Yuriko möglichst nicht das Leben kosten. Kein einfaches Unterfangen angesichts von feindlichen Zauberinnen, wüster Wildnis und seiner wütenden zukünftigen Exfrau.

[Meine Meinung]

Wie der Name des Protagonisten schon vermuten lässt, hat Yuriko ein bewegtes Leben hinter sich. Als er in seine Heimat zurückehrt stellt er fest, dass aber noch jede Menge Abenteuer von ihm liegen.
Vor dem Leser liegen zu diesem Zeitpunkt 600 Seiten Spannung, Kämpfe und eine abenteuerliche Reise mit außergewöhnlichen Figuren:
Siegelmeister Yuri, ein in die Jahre gekommener Schwerenöter; seine ehemalige Schülerin Galina, der er noch Geld schuldet und die/der rätselhafte Arkadis, die/der durch ein Siegel auf der Zunge nicht mehr sprechen kann.
Auch wenn hier nicht die üblichen Fantasy-Stereotypen abgebildet werden, kann man schon sagen, dass gewisse Klischees verwendet wurden. Häufig sind es, gerade in Animes und Mangas, die etwas in die Jahre gekommenen Meister, die jedem Rockzipfel hinterherschauen. Yuriko scheint auch immer interessiert am anderen Geschlecht, teilweise mit sehr unpassenden Kommentaren. Obwohl er sich zu einer bestimmten Frau hingezogen fühlt, lässt er nichts anbrennen. Er lässt auch keine Gelegenheit aus, sich ständig zu entblößen. Gerade gegen Ende des Buches wird immer wieder seine Nacktheit (ob selbst- oder unverschuldet) erwähnt. Meine Meinung nach etwas zu oft, denn die ersten paar Momente mögen noch witzig gewesen sein, aber auch dieser Gag ist irgendwann tot. Das Ergebnis: Yuriko wirkt wie ein alter, unangenehmer Lüstling, der er eigentlich gar nicht ist.
Galina gefällt mir ganz gut, auch wenn sie meines Erachtens zu wenig Initiative ergreift. Erst zum Schluss macht sie aus ihren umständlichen Röcken eine Hose, obwohl sie von Anfang an dem typischen Rollenbild entspringen will.
Arkadis erweckt leider den Anschein, dass mit aller Gewalt die Diversität ins Buch gehämmert werden musste. Ganz davon abgesehen, dass Arkadis ja schreiben konnte, hätte er/sie die ganze Zeit über erklären können, wer oder was sie/er ist. Mit Ende und der Auflösung des Rätsels ist das Geschlecht von Arkadis eigentlich völlig egal gewesen. Zumindest erweckt es nicht den Anschein, dass es für Folgebände relevant wäre. Eine kleine Liebesgeschichte wirkt dadurch leider aufgesetzt und hinterlässt beim Leser eher Fragezeichen statt Gefühl.
Das sind die kleinen Schwächen, die mich aber jetzt nicht so sehr gestört haben, um dem Buch eine schlechte Bewertung zu geben. Dem gegenüber steht eine aberwitzige Abenteuerreise, die durchweg spannend und actionreich ist.
Die Story an sich ließt sich eigentlich ehr wie eine Serie. Es gibt sehr viele Spannungsbögen, Höhepunkte und Wendungen. Nicht zuletzt viele witzige Dialoge, Situationen und natürlich gibt es einen heimlichen Liebling - Meister Padda!
Es gefällt mir sehr gut, dass hier etwas Augenmerk auf Kröten gelegt wird, und auch Padda, ein Kröter, ein Seelentier und Vertrauter sein kann. Oft sind das ja außergewöhnlich schöne Tiere wie Füchse, Eulen und so weiter.
Es soll nicht unerwähnt bleiben, dass sie die Autorin hier entschieden hat, nicht den klassischen 19-jährigen Schönling als Protagonisten zu wählen, sondern den etwas älteren und erfahrenen Yuri, der auch schon einmal den Bauch einziehen muss und sich gelegentlich an seine physischen Grenzen bringt. Das gibt es leider immer noch recht selten, denn es ist so herrlich anders und erfrischend.
Auch das Setting an sich ist gelungen, die Kämpfe nicht langweilig, oder langatmig. Die Siegelmagie gefällt mir wirklich gut und sie lässt viel Spielraum für zukünftige Episoden. 
Man hätte also auch sehr gut eine Miniserie darauf machen können, anstelle eines 600-Seiten-Wälzers. Ich bevorzuge ja lange Bücher, hier hätte es sich aber angeboten, das Buch zu splitten. Vielleicht um mehr Leser anzusprechen.
Im Großen und Ganzen hat mir alles sehr gut gefallen und ich bleibe Yuri und Padda treu und freue mich schon auf den nächsten Band.