WER FURCHT SÄT
von Tony Parsons
=[
Harte Fakten ]=
- Bastei Lübbe Taschenbuch 2016
- 15 Euro
- 320 Seiten
- ISBN: 978-3404174423
=[
Worum geht’s denn eigentlich? ]=
Eine
Gruppe Unbekannter übt Selbstjustiz aus, in dem sie ihre Opfer
erhängt, das Ganze filmt und im Internet verteilt. Die Polizei tritt
auf der Stelle und Detective Max Wolfe hat alle Hände voll zu tun.
Bis er dann selbst ins Visier des „Clubs der Henker“ gerät.
=[
Meine Meinung ]=
Das
Thema Selbstjustiz begleitet uns eigentlich schon immer und immer mal
wieder gehen Fälle auch durch die Medien.
In
Tony Parsons "Wer Furcht säht" geht es eben darum. "Der
Club der Henker" übt Selbstjustiz, in dem es Straftäter, die
in ihren Augen nicht gerecht bestraft wurden, aufhängt und Videos
davon im Internet verteilt. Detektive Max Wolfe und sein Team haben
alle Hände voll zu tun.
Eins
vorab: Der Krimi hat mich auf jeden Fall unterhalten und war sehr gut
zu lesen. Es ist ein solider Krimi, der sich durchaus sehen
lässt.
Die
Kulissen sind natürlich sehr gut! London, Londons uralter
Untergrund, geheimnisvolle Räume... da kann man schon sehr viel
draus machen.
Bei
den Charakteren wird es schon schwieriger. Diese werden leider häufig
dazu hergenommen, einen speziellen Zweck zu erfüllen.
Max
Wolfe, ein alleinerziehender Vater und Detective ist die Hauptperson
und alle Hände voll zu tun. Ich mag ihn und er macht seine Sache
gut, reagiert ab und zu aber unglaubwürdig und gegenteilig.
Scout,
Max's Tochter, wird leider immer nur hergezerrt, um das Bild des
fürsorglichen alleinerziehenden Vaters zu verstärken. Sonst schläft
sie, trotz ihren jungen Alters, immer bei Freundinnen. Das ist schade
und wirkt so, als könnte der Autor das Kind einfach nicht in einem
Krimi unterkriegen.
Das
Gleiche gilt für Stan, den Hund. Der ist süß und alles und macht
das Bild des sich kümmernden Vaters komplett. Stan wird allerdings
auch nur für Spaziergänge herangezogen und hat am Ende etwas mehr
"Screentime", was aber absolut nichts mit der Geschichte zu
tun hat. Ich vermute, um das Buch ausklingen zu lassen und nochmals
auf das Familienleben zu verweisen.
Der
geheimnisvolle Jackson hatte kurze Auftritte! Ein Charakter, der gut
ankommen soll und das auch tut! Er ist toll! Hier hätte ich mir mehr
Geschichte erwünscht, vielleicht eine aus der gemeinsamen
Vergangenheit.
Die
Geschichte ist gut durchdacht, die neuen Medien sind etwas
unglücklich miteinbezogen. Videos verbreiten sich schnell. Aber man
hätte auch daran denken können, dass immer jemand den Ort kennt,
der in dem Video zu sehen ist, vor allem
Einheimische/Touristenführer/Mitarbeiter/Interessierte. Die Polizei
verhält sich in diesem Krimi etwas komisch. Spuren werden nicht
verfolgt, man tritt auf der Stelle.
Der
Titel ist etwas unpassend. Eigentlich hat er gar nichts mit dem Buch
zu tun. Das kann man dem Autor aber nicht vorwerfen, das Buch heißt
im Original "The hanging club". Das war der perfekte Titel
und warum man das nicht einfach übersetzt hat, kann ich nicht
nachvollziehen. Schade.
Am
Ende steht die Selbstjustiz. Der Autor wollte hier auf ein Thema
aufmerksam machen, das durchaus diskutiert werden sollte. Jeder
sollte sich fragen, vielleicht sogar an der eigenen Nase packen. Der
Rachegedanke ist allgegenwärtig, auch im Alltag. Und ist es nur der
Nachbar, der schon wieder den Hausflur nicht gekehrt hat.
Trotz
den angesprochenen Punkten hat mir das Buch ganz gut gefallen. Ich
habe mich gut unterhalten gefühlt und es genossen. Es muss ja nicht
immer gleich ein Meisterwerk sein, in dem jede Aktion bis ins Detail
ausgeklügelt ist.
Ein
solides Werk, für London Fans sicherlich interessant.
Es
hat mich aber nicht so sehr überzeugt, dass ich jetzt die Vorgänger
lesen werde.
=[
Wertung: ♥ ♥ ♥ 3von 5 ]=