Samstag, 3. Dezember 2016

Rezension - Wer Furcht sät von Tony Parsons

WER FURCHT SÄT 
                                                              von Tony Parsons




=[ Harte Fakten ]=

  • Bastei Lübbe Taschenbuch 2016
  • 15 Euro
  • 320 Seiten
  • ISBN: 978-3404174423

=[ Worum geht’s denn eigentlich? ]=

Eine Gruppe Unbekannter übt Selbstjustiz aus, in dem sie ihre Opfer erhängt, das Ganze filmt und im Internet verteilt. Die Polizei tritt auf der Stelle und Detective Max Wolfe hat alle Hände voll zu tun. Bis er dann selbst ins Visier des „Clubs der Henker“ gerät.



=[ Meine Meinung ]=

Das Thema Selbstjustiz begleitet uns eigentlich schon immer und immer mal wieder gehen Fälle auch durch die Medien.


In Tony Parsons "Wer Furcht säht" geht es eben darum. "Der Club der Henker" übt Selbstjustiz, in dem es Straftäter, die in ihren Augen nicht gerecht bestraft wurden, aufhängt und Videos davon im Internet verteilt. Detektive Max Wolfe und sein Team haben alle Hände voll zu tun.

Eins vorab: Der Krimi hat mich auf jeden Fall unterhalten und war sehr gut zu lesen. Es ist ein solider Krimi, der sich durchaus sehen lässt.

Die Kulissen sind natürlich sehr gut! London, Londons uralter Untergrund, geheimnisvolle Räume... da kann man schon sehr viel draus machen.

Bei den Charakteren wird es schon schwieriger. Diese werden leider häufig dazu hergenommen, einen speziellen Zweck zu erfüllen.

Max Wolfe, ein alleinerziehender Vater und Detective ist die Hauptperson und alle Hände voll zu tun. Ich mag ihn und er macht seine Sache gut, reagiert ab und zu aber unglaubwürdig und gegenteilig.

Scout, Max's Tochter, wird leider immer nur hergezerrt, um das Bild des fürsorglichen alleinerziehenden Vaters zu verstärken. Sonst schläft sie, trotz ihren jungen Alters, immer bei Freundinnen. Das ist schade und wirkt so, als könnte der Autor das Kind einfach nicht in einem Krimi unterkriegen.

Das Gleiche gilt für Stan, den Hund. Der ist süß und alles und macht das Bild des sich kümmernden Vaters komplett. Stan wird allerdings auch nur für Spaziergänge herangezogen und hat am Ende etwas mehr "Screentime", was aber absolut nichts mit der Geschichte zu tun hat. Ich vermute, um das Buch ausklingen zu lassen und nochmals auf das Familienleben zu verweisen.

Der geheimnisvolle Jackson hatte kurze Auftritte! Ein Charakter, der gut ankommen soll und das auch tut! Er ist toll! Hier hätte ich mir mehr Geschichte erwünscht, vielleicht eine aus der gemeinsamen Vergangenheit.

Die Geschichte ist gut durchdacht, die neuen Medien sind etwas unglücklich miteinbezogen. Videos verbreiten sich schnell. Aber man hätte auch daran denken können, dass immer jemand den Ort kennt, der in dem Video zu sehen ist, vor allem Einheimische/Touristenführer/Mitarbeiter/Interessierte. Die Polizei verhält sich in diesem Krimi etwas komisch. Spuren werden nicht verfolgt, man tritt auf der Stelle.

Der Titel ist etwas unpassend. Eigentlich hat er gar nichts mit dem Buch zu tun. Das kann man dem Autor aber nicht vorwerfen, das Buch heißt im Original "The hanging club". Das war der perfekte Titel und warum man das nicht einfach übersetzt hat, kann ich nicht nachvollziehen. Schade.

Am Ende steht die Selbstjustiz. Der Autor wollte hier auf ein Thema aufmerksam machen, das durchaus diskutiert werden sollte. Jeder sollte sich fragen, vielleicht sogar an der eigenen Nase packen. Der Rachegedanke ist allgegenwärtig, auch im Alltag. Und ist es nur der Nachbar, der schon wieder den Hausflur nicht gekehrt hat.

Trotz den angesprochenen Punkten hat mir das Buch ganz gut gefallen. Ich habe mich gut unterhalten gefühlt und es genossen. Es muss ja nicht immer gleich ein Meisterwerk sein, in dem jede Aktion bis ins Detail ausgeklügelt ist.
Ein solides Werk, für London Fans sicherlich interessant.

Es hat mich aber nicht so sehr überzeugt, dass ich jetzt die Vorgänger lesen werde.



=[ Wertung: ♥ ♥ ♥ 3von 5 ]=