Heldin in Strumpfhosen #2 - heute mal in Jeans
=[ Welcher Arzt ?]=
Zugegebenermaßen ist es wirklich
schwer, einen Arzt zu finden, der sich auskennt. Mein erster Arzt war
Phlebologe und eher uninteressiert. Hat mich nur aus der Ferne
angeschaut. Wahrscheinlich hatte das mit den gerade aufgekommenen
Arzt-Prozess zu tun. Dann habe ich mir einen Arzt gesucht, der näher
an meinem Wohnort liegt und der hat mir eiskalt ins Gesicht gesagt,
ich wäre fett. „Andere gehen am Stück Kuchen vorbei, Sie wohl
nicht!“ Da war ich mehr als entsetzt. Aber meine Schmerzen waren ja
gegenwärtig und so habe ich mir ein Herz gefasst und einen Termin in
der Lymphklinik in Pommelsbrunn ausgemacht. Auch wenn sie am A** der
Welt ist, es lohnt sich. Ich selbst hatte eine Anfahrt von einer
Stunde. Dort wurde die Diagnose bestätigt und ich bekam allerhand
Infomaterial mit. Der Arzt meinte auch, Lymphdrainagen helfen,
natürlich nur in Kombi mit regelmäßigem Tragen der Strümpfe.
Ganz wichtig ist auch, für Stadium 2
empfiehlt sich auf jeden Fall eine flach gestrickte Hose oder
Strümpfe. Die Seriengrößen haben meist Größenangaben von/bis und
ich zum Beispiel falle da leider immer durch. Zum Beispiel Bauch –
Größe L: von 76 bis 85 cm. Und ich habe 76 und bekomme somit eine
Hose, die eigentlich zu groß ist, aber an anderen Stellen passt.
=[ Und wohin mit dem Rezept ? ]=
Anfangs völlig überfordert. Man hat
ein Rezept in der Hand auf dem steht „Kompression Stadium 2“ oder
sowas und hat keine Ahnung wohin damit.
GEHT bitte NIE in eine Apotheke damit!!
Versteht mich nicht falsch, Apotheken
sind super und kennen sich auch meistens besser aus als die Ärzte,
zumindest was Medikamente betrifft... aber davon haben sie meist
wenig Ahnung.
Geht bitte in ein Medizinhaus!! In
Bamberg zum Beispiel gibt es das Medi-Team. Das hat hier zwei
Filialen. Und vor allem hat es Mitarbeiter, die selbst diese
Krankheit haben und sich daher auskennen!!
Ihr werdet dann komplett ausgemessen.
Idealerweise seid ihr frisch geduscht, denn die Mädels müssen auch
an Stellen ran, die andere sonst nicht ausmessen. Dafür braucht ihr
meist einen Termin weil das Ausmessen dauert. Und ihr wollt ja auch
nicht, dass die Strumpfhose oder die Strümpfe dann in den Kniekehlen
hängen. Die Krankenkasse übernimmt auch die flach gestrickten
Hosen, bis auf eine Zuzahlung von max. 40 Euro. Das ist Krankenkassen
abhängig. Ich bin bei der AOK und habe für die letzte Strumpfhose
(ca. 3 Wochen her) 10 Euro dazu gezahlt.
Eure Strumpfhose wird dann gestrickt,
nach Maß und wieder zum Medizinhaus geschickt. Das dauert im Regelfall zwischen 1-3 Wochen. Dann müsst ihr sie
da unbedingt anprobieren. Dazu gibt es Handschuhe, ich habe welche
von Bauerfeind, um das Anziehen zu erleichtern. Wer das ein paar mal
gemacht hat weiß: Lymph/Lipödempatienten von heute sind
Athritispatienten von morgen. Es ist sehr anstrengend für die
Hände... :C
Auf die Kompression habt ihr Garantie!
Das wissen auch viele nicht. Aber wenn etwas damit ist, Maschen
reißen, Nähte reißen, dann bringt sie einfach zurück. Es wird
dann ausgebessert oder ihr bekommt eine Neue! Ich musste eine
Seriengröße 2 mal umtauschen, weil jedes Mal die Naht aufging.
=[ Welche Möglichkeiten habe ich, das
Fett/Wasser loszuwerden ? ]=
♥ auf Idealgewicht hinarbeiten / Gewicht halten
♥ Regelmäßige Lymphdrainagen und Kompression
♥ Sport, am besten Ausdauersport
♥ Fettabsaugung
Entgegen der allgemeinen Annahme ist
Abnehmen eigentlich keine Lösung. Lipödempatientinnen sollten
generell auf ihr Gewicht achten. Ich bin kein Freund von BMIs. Die
sagen nämlich gar nichts aus. Muskeln wiegen mehr als Fett. Und ich
mache Krafttraining, mein BMI sprengt alle Grenzen. * lacht *
Man sollte darauf
achten, da man dazu neigt, Fett schneller anzusetzen. Vielleicht muss
man auch die Ernährung etwas umstellen, jeden Tag Pizza ist dann
halt auch nicht mehr drin. Auf Biegen und Brechen Diät halten...
davon würde ich euch abraten. Wir wollen ja auch noch ein bisschen
Lebensfreude haben oder?? Salz ist generell zu reduzieren oder zu
meiden.
Man kann natürlich
auch versuchen viel abzunehmen, allerdings müsst ihr euch im Klaren sein, dass das
meist nicht den Umfang des Lipödems verringert. Ihr nehmt dann eben
an anderen Stellen ab. Der Rest ist eine Krankheit. Und wenn man das
so einfach loswerden würde, gäbe es nicht so viele Probleme damit.
Wie schon ein
paarmal erwähnt: Lymphdrainagen in Kombination mit Kompression
wirkt! Am besten wirken die Drainagen nach dem Sport und nachdem ihr
sehr viel getrunken habt. Das ist auch ein weiterer Punkt – viel
Trinken, am Besten Wasser. Kann ich persönlich auch nicht.. da hab
ich aber einen Tipp! Einfach in die Wasserflasche ein paar gefrorene
Himbeeren geben. Das hält kühl, und gibt Geschmack ab.
Fettabsaugung –
das ist das Einzige was wirklich hilft. Und natürlich wird das nicht
von den Krankenkassen übernommen. Aber warum hilft es? Weil nicht
das Fett sondern die Fettzellen abgesaugt werden. Und die bilden sich
im Normalfall nicht nach. Es sei dann man nimmt 100 kg zu... Es gibt
da auch verschiedene Möglichkeiten, wie man das absaugen lassen
kann, es gibt ja auch mehrere Regionen. Eine Fettabsaugung bedeutet
nicht, dass man danach gertenschlank ist!! Aber es würde der
Lipödemtherapie auf jeden Fall helfen.
Für mich persönlich eine
absolute Überlegung!
Das größte
Problem von Lipödempatientinnen in Sachen Kleidung ist ja, dass man
die Jeans schneller durchscheuert, als man sie nachkaufen kann. Von
daher wäre diese Region für mich wirklich eine Überlegung wert.
Hier
ist allerdings zu empfehlen, wenn jemand noch eine Kinderplanung vor
sich hat, das vielleicht danach zu machen. Aus dem einfachen Grund:
Diese Lip/Lymphgeschichten gehen wahrscheinlich auf hormonelle
Ursprünge zurück. Bei einer Schwangerschaft verändert sich erstens
der Hormonspiegel und zweitens nimmt man ja unweigerlich zu. Es würde
sich also anbieten, damit bis nach den Schwangerschaften zu warten.
Infos über die verschiedenen Methoden gibt es hier: http://www.lipoedem-hilfe-ev.de/
=[ Wie man auf blöde Fragen
Antwortet ]=
Auf blöde Fragen („Warum hast du
denn eine Hose an?“) antwortet man am besten mit:
„Wohl eher, warum hast du keine an!“
„Helden tragen eben Strumpfhosen!“
„Schade, dass du den neusten Trend
verpasst hast!“
Versteht mich nicht falsch, ich leugne
meine Krankheit nicht. Aber wer so blöd fragt, der hat es auch nicht
verdient, dass ich ihm von etwas erzähle, das mich sehr belastet!
Ich habe da Erfahrung mit meinen
Nahrungsmittelintoleranzen. Seit meiner Geburt bin ich lactose- und
glutenintolerant. Und jedes Mal werde ich wirklich dumm gefragt,
warum ich das jetzt nicht esse. Wenn man antwortet, bekommt man dann
Sprüche wie „Du kannst ja echt gar nichts essen!“ oder „Du
hast ja echt alles!“. Deshalb habe ich mir angewöhnt zu sagen „Ich
mag kein Bier“ anstatt „Ich darf kein Bier trinken.“
Das ist zwar nicht wahr, aber die
Menschen, die sich ohnehin nicht dafür interessieren, geben sich
damit zufrieden.