Mittwoch, 22. Februar 2017

Heldin in Strumpfhosen #2

Heldin in Strumpfhosen #2 - heute mal in Jeans



=[ Welcher Arzt ?]=

Zugegebenermaßen ist es wirklich schwer, einen Arzt zu finden, der sich auskennt. Mein erster Arzt war Phlebologe und eher uninteressiert. Hat mich nur aus der Ferne angeschaut. Wahrscheinlich hatte das mit den gerade aufgekommenen Arzt-Prozess zu tun. Dann habe ich mir einen Arzt gesucht, der näher an meinem Wohnort liegt und der hat mir eiskalt ins Gesicht gesagt, ich wäre fett. „Andere gehen am Stück Kuchen vorbei, Sie wohl nicht!“ Da war ich mehr als entsetzt. Aber meine Schmerzen waren ja gegenwärtig und so habe ich mir ein Herz gefasst und einen Termin in der Lymphklinik in Pommelsbrunn ausgemacht. Auch wenn sie am A** der Welt ist, es lohnt sich. Ich selbst hatte eine Anfahrt von einer Stunde. Dort wurde die Diagnose bestätigt und ich bekam allerhand Infomaterial mit. Der Arzt meinte auch, Lymphdrainagen helfen, natürlich nur in Kombi mit regelmäßigem Tragen der Strümpfe.

Ganz wichtig ist auch, für Stadium 2 empfiehlt sich auf jeden Fall eine flach gestrickte Hose oder Strümpfe. Die Seriengrößen haben meist Größenangaben von/bis und ich zum Beispiel falle da leider immer durch. Zum Beispiel Bauch – Größe L: von 76 bis 85 cm. Und ich habe 76 und bekomme somit eine Hose, die eigentlich zu groß ist, aber an anderen Stellen passt.

=[ Und wohin mit dem Rezept ? ]=

Anfangs völlig überfordert. Man hat ein Rezept in der Hand auf dem steht „Kompression Stadium 2“ oder sowas und hat keine Ahnung wohin damit.

GEHT bitte NIE in eine Apotheke damit!!

Versteht mich nicht falsch, Apotheken sind super und kennen sich auch meistens besser aus als die Ärzte, zumindest was Medikamente betrifft... aber davon haben sie meist wenig Ahnung.
Geht bitte in ein Medizinhaus!! In Bamberg zum Beispiel gibt es das Medi-Team. Das hat hier zwei Filialen. Und vor allem hat es Mitarbeiter, die selbst diese Krankheit haben und sich daher auskennen!!

Ihr werdet dann komplett ausgemessen. Idealerweise seid ihr frisch geduscht, denn die Mädels müssen auch an Stellen ran, die andere sonst nicht ausmessen. Dafür braucht ihr meist einen Termin weil das Ausmessen dauert. Und ihr wollt ja auch nicht, dass die Strumpfhose oder die Strümpfe dann in den Kniekehlen hängen. Die Krankenkasse übernimmt auch die flach gestrickten Hosen, bis auf eine Zuzahlung von max. 40 Euro. Das ist Krankenkassen abhängig. Ich bin bei der AOK und habe für die letzte Strumpfhose (ca. 3 Wochen her) 10 Euro dazu gezahlt.

Eure Strumpfhose wird dann gestrickt, nach Maß und wieder zum Medizinhaus geschickt. Das dauert im Regelfall zwischen 1-3 Wochen. Dann müsst ihr sie da unbedingt anprobieren. Dazu gibt es Handschuhe, ich habe welche von Bauerfeind, um das Anziehen zu erleichtern. Wer das ein paar mal gemacht hat weiß: Lymph/Lipödempatienten von heute sind Athritispatienten von morgen. Es ist sehr anstrengend für die Hände... :C

Auf die Kompression habt ihr Garantie! Das wissen auch viele nicht. Aber wenn etwas damit ist, Maschen reißen, Nähte reißen, dann bringt sie einfach zurück. Es wird dann ausgebessert oder ihr bekommt eine Neue! Ich musste eine Seriengröße 2 mal umtauschen, weil jedes Mal die Naht aufging.

=[ Welche Möglichkeiten habe ich, das Fett/Wasser loszuwerden ? ]=

♥ auf Idealgewicht hinarbeiten / Gewicht halten
♥ Regelmäßige Lymphdrainagen und Kompression
♥ Sport, am besten Ausdauersport
♥ Fettabsaugung

Entgegen der allgemeinen Annahme ist Abnehmen eigentlich keine Lösung. Lipödempatientinnen sollten generell auf ihr Gewicht achten. Ich bin kein Freund von BMIs. Die sagen nämlich gar nichts aus. Muskeln wiegen mehr als Fett. Und ich mache Krafttraining, mein BMI sprengt alle Grenzen. * lacht *

Man sollte darauf achten, da man dazu neigt, Fett schneller anzusetzen. Vielleicht muss man auch die Ernährung etwas umstellen, jeden Tag Pizza ist dann halt auch nicht mehr drin. Auf Biegen und Brechen Diät halten... davon würde ich euch abraten. Wir wollen ja auch noch ein bisschen Lebensfreude haben oder?? Salz ist generell zu reduzieren oder zu meiden. 
Man kann natürlich auch versuchen viel abzunehmen, allerdings müsst ihr euch im Klaren sein, dass das meist nicht den Umfang des Lipödems verringert. Ihr nehmt dann eben an anderen Stellen ab. Der Rest ist eine Krankheit. Und wenn man das so einfach loswerden würde, gäbe es nicht so viele Probleme damit.

Wie schon ein paarmal erwähnt: Lymphdrainagen in Kombination mit Kompression wirkt! Am besten wirken die Drainagen nach dem Sport und nachdem ihr sehr viel getrunken habt. Das ist auch ein weiterer Punkt – viel Trinken, am Besten Wasser. Kann ich persönlich auch nicht.. da hab ich aber einen Tipp! Einfach in die Wasserflasche ein paar gefrorene Himbeeren geben. Das hält kühl, und gibt Geschmack ab.

Fettabsaugung – das ist das Einzige was wirklich hilft. Und natürlich wird das nicht von den Krankenkassen übernommen. Aber warum hilft es? Weil nicht das Fett sondern die Fettzellen abgesaugt werden. Und die bilden sich im Normalfall nicht nach. Es sei dann man nimmt 100 kg zu... Es gibt da auch verschiedene Möglichkeiten, wie man das absaugen lassen kann, es gibt ja auch mehrere Regionen. Eine Fettabsaugung bedeutet nicht, dass man danach gertenschlank ist!! Aber es würde der Lipödemtherapie auf jeden Fall helfen.

Für mich persönlich eine absolute Überlegung!

Das größte Problem von Lipödempatientinnen in Sachen Kleidung ist ja, dass man die Jeans schneller durchscheuert, als man sie nachkaufen kann. Von daher wäre diese Region für mich wirklich eine Überlegung wert.

Hier ist allerdings zu empfehlen, wenn jemand noch eine Kinderplanung vor sich hat, das vielleicht danach zu machen. Aus dem einfachen Grund: Diese Lip/Lymphgeschichten gehen wahrscheinlich auf hormonelle Ursprünge zurück. Bei einer Schwangerschaft verändert sich erstens der Hormonspiegel und zweitens nimmt man ja unweigerlich zu. Es würde sich also anbieten, damit bis nach den Schwangerschaften zu warten.
Infos über die verschiedenen Methoden gibt es hier: http://www.lipoedem-hilfe-ev.de/

=[ Wie man auf blöde Fragen Antwortet ]=

Auf blöde Fragen („Warum hast du denn eine Hose an?“) antwortet man am besten mit:
„Wohl eher, warum hast du keine an!“
„Helden tragen eben Strumpfhosen!“
„Schade, dass du den neusten Trend verpasst hast!“

Versteht mich nicht falsch, ich leugne meine Krankheit nicht. Aber wer so blöd fragt, der hat es auch nicht verdient, dass ich ihm von etwas erzähle, das mich sehr belastet!

Ich habe da Erfahrung mit meinen Nahrungsmittelintoleranzen. Seit meiner Geburt bin ich lactose- und glutenintolerant. Und jedes Mal werde ich wirklich dumm gefragt, warum ich das jetzt nicht esse. Wenn man antwortet, bekommt man dann Sprüche wie „Du kannst ja echt gar nichts essen!“ oder „Du hast ja echt alles!“. Deshalb habe ich mir angewöhnt zu sagen „Ich mag kein Bier“ anstatt „Ich darf kein Bier trinken.“

Das ist zwar nicht wahr, aber die Menschen, die sich ohnehin nicht dafür interessieren, geben sich damit zufrieden.