Niemalsland
von Neil Gaiman
=[ Harte Fakten ]=
- Eichborn (Bastei Lübbe) 18 €
- 430 Seiten
- ISBN: 978-3-8479-0615-5
=[ Worum geht’s denn eigentlich? ]=
Richard Mayhew, Geschäftsmann aus London und verlobt mit der
unausstehlichen Jessica, ahnt nicht, dass sich sein Leben bald
komplett verändert. Auf dem weg zu einem Restaurant fällt ihm ein
verletztes Mädchen direkt vor die Füße. Er beschließt ihr zu
helfen und bringt sie zu sich nach Hause. Das Mädchen stellt sich
als „Door“ vor und Richard muss feststellen, dass jemand hinter
ihr her ist. Kaum verabschiedet sich Door, ändert sich alles für
ihn. Niemand kann ihn auf einmal sehen oder hören, sogar der
EC-Kartenautomat erkennt seine Karte nicht mehr an. Es gibt nichts,
was darauf hindeutet, dass es ihn je gegeben hat. Richard packt seine
sieben Sachen und macht sich auf die Suche nach dem geheimnisvollen
Mädchen Door. Hat sie etwas damit zu tun? Seine Suche führt in ins
„Unterlondon“.
=[ Meine Meinung ]=
Ja. Ich hatte sehr hohe Erwartungen an das Buch. Im Laden wurde es
angepriesen und der Klappentext und die Story klangen sehr
interessant. Außerdem gibt es eine 6-teilige Mini BBC Serie dazu.
Die habe ich mir allerdings noch nicht angeschaut und bin mir nicht
sicher, ob ich das nachhole...Ich kann absolut nicht verstehen, warum das Buch auf Amazon so gute Bewertungen hat..
Alle meine Erwartungen wurden enttäuscht. Die Grundidee ist super
gut, am Anfang war ich auch total gefesselt. Als Door plötzlich vor
Richard Füße fällt, die Männer die nach ihr suchen. Doch kaum
kommt Richard in Unterlondon an, nimmt es rapide ab. An Story, an
Spannung, an allem. Der Autor hetzt einfach durch.
Es hat den Anschein, als hätte der Autor Szenen im Kopf, die er
abhaken will. Dazwischen gibt es dann leider nichts, weder Dialoge
noch Gefühle oder Charakterentwicklung. Sie laufen einfach von A
nach B. Bei B passiert was, dann laufen sie nach C, da passiert
etwas. Obwohl 430 Seiten ja schon nicht so wenig sind, fehlt
irgendwie Zeit, die Geschichte richtig aufzubauen. Man wird
hineingeworfen, bekommt aber nie wirklich einen Eindruck von
Unterlondon. Und das bei einer so vielversprechenden Grundidee.
Fakt ist, das Buch würde wohl als Serie ganz gut funktionieren.
Eben aber nur, bis die Charaktere die 4 oder 5 Stationen abgeklappert
haben. Es wäre vielleicht einfach besser gewesen, sich auf ein
Abenteuer, eine Station zu beschränken und nicht 20 Abenteuer in
einen Roman zu packen. Das wirkt nicht nur unglaubwürdig und
gedrungen, sondern gibt dem Leser auch das Gefühl, gar nicht
wirklich dabei zu sein.
Auch bedient sich der Autor an Sagen und Legenden, wie zum
Beispiel die Bestie von London oder die versunkene Stadt Atlantis.
Das wir dann in ein, zwei Nebensätzen abgespeist und man hat das
Gefühl, diese Sagen oder Sagengestalten seien nur dazu da, das Buch
zu vermarkten.
Die Charaktere sind absolut flach. Die einzigen Figuren, die
wirklich auffallen ist die Hauptperson Richard, eben weil man ihn
anfangs in seinem normalen Leben begleitet. Richard Mayhew soll
gemocht werden und das erreicht er auch mühelos. Aber gegen Mitte
des Buches wird auch er abgeflacht. Außer den an erwähnten
„Stationen“ ist er blass und gar nicht vorhanden. Läuft halt so
mit weil er die Hauptperson ist. Es gibt auch Andeutungen auf
eventuelle Gefühle Door gegenüber, aber das wird auch irgendwie im
Keim erstickt.
Door ist blasser als blass. Sie stolpert in Richards Leben und ist
interessant. Man erfährt auch etwas über ihre Vergangenheit aber
ich könnte ihren Charakter nicht wirklich beschreiben. Was mir noch
in Erinnerung geblieben ist – sie trägt eine alte Lederjacke.
Ansonsten ist sie austauschbar.
Hunter, die Leitwächterin. Tja. Hunter macht den Eindruck, als
hätte sich jemand wirklich Gedanken über sie gemacht, aber bevor es
was werden konnte dann die Bremse reingehauen.
Als Interaktion zwischen den Charakteren hätte ich mir vielleicht
ein paar tiefgründigere Gespräche gewünscht. Richard fragt im
Allgemeinen zu wenig.
Wovon die Story wirklich lebt, sind die zwei Bösewichte, Mr.
Croup und Mr. Vandemar. Und ich habe mich wirklich schon drauf
gefreut, zu lesen, was die beiden so treiben.
Ein paar witzige Stellen gibt es auch in dem Buch. Leider ist das
meistens Situationskomik, die in einem Buch nicht so wirklich rüber
kommt. In einer Serie könnte ich es mir jedoch sehr gut vorstellen.
Leider ist das Buch, obwohl es ein Taschenbuch ist auch noch
unverschämt überteuert und kostet 18 Euro.
Wegen des Humors und der Idee vergebe ich zwei Herzchen.
=[ Fazit ]=
Es wirkt ein bisschen wie in einem schlecht gespielten DSA
Abenteuer: „Wie ich sehe fehlt eurer Gruppe ein Magier! Wir kennen
uns zwar nicht, aber ich werde euch begleiten – egal wohin!“
=[ Wertung: ♥♥ 2 von 5 ]=