Mittwoch, 9. August 2017

Rezi: Die Elementarsturmchroniken

Die Elementarsturmchroniken 1+2

                                                                     von Kieran McLeod






=[ Harte Fakten ]=

Teil 1: Das Druidentor
  • 0,99 Euro
  • 131 Seiten
  • ebook oder Taschenbuch (4,99 Euro)

Teil 2: Die Zitadelle
  • 1,99 Euro
  • 116 Seiten
  • ebook oder Taschenbuch (4,99 Euro)





=[ Worum geht’s denn eigentlich? ]=

Wales, 1327. Der Burgherr Walter kann sich in letzter Sekunde aus der Burg Caerphilly Castle retten, bevor diese einem Überfall zum Opfer fällt. Zuvor hatte er Frau und Sohn aus der Burg geschleust, die denken, dass er tot ist. Walter findet Unterschlupf bei Bauern und flüchtet mit deren Sohn weiter. Diesem gibt er ein geheimnisvolles Amulett mit der Bitte, dieses zu seiner Frau zu bringen.


=[ Meine Meinung ]=

Äh. Ich hatte mich was anderem gerechnet. Es war zu viel von allem. Zu viele Jahreszahlen, Ortsnamen, Namen und Story.

Nahezu jedes Kapitel spielt in einer anderen Zeit an einem anderen Ort und die Figuren werden nicht besonders geschickt einführt. Man hat oft kaum mehr als den Namen, der schon sehr verwirrend klingt und kann sich nicht wirklich mit den Charakteren identifizieren. Gleich am Anfang liest man einen Namen und versucht ihn sich einzuprägen, aber schon 2 Sätze später stirbt die Figur und man fragt sich, warum man dieser Figur dann überhaupt einen Namen gegeben hat.
Walter, seine Frau und der Bauernsohn sind auch alle ziemlich blass. Es hat mich bei den Charakteren nicht wirklich gepackt und keiner von ihnen konnte mich bis jetzt überzeugen.


Leider auch nicht in Teil 2. Dort begleiten wir zwei junge Männer, die sich unter anderem eine Verfolgungsjagd in Autos liefern. Dort heißt es, sie sollten runter von der Straße, und dann parken sie einfach irgendwo. Stellt sich die Frage, hätte man da nicht mehr machen müssen? Wenn mich einer mit einem Auto verfolgt, fallen mir tausend Dinge ein, aber nicht, einfach irgendwo an der Straße zu parken.



Die Kapitel sind so kurz, dass man kaum etwas erfährt, schon springen wir zu einer anderen Zeit und zu einem anderen Ort. Insgesamt wirkt das sehr wie ein Drehbuch. Der Leser merkt, der Autor hatte einen gewissen Ablauf im Sinn, vielleicht sogar Szenen, die dann zu anderen Szenen springen. Das funktioniert im Buch allerdings nicht. Dort muss man eben erzählen, was passiert ist. Und nicht, er ging ins Gasthaus. Er aß etwas, dann war er müde. Am nächsten Morgen stand er auf. Was fühlt er, was denkt er, wie sieht er überhaupt aus?
Es werden einfach Szenen abgehandelt, und das leider zu kurz. Das wäre Stoff für eine TV Serie, bei der die Szenen nur wenige Sekunden bzw. Minuten dauern und gleich wieder umschwenkt.



Eine weitere Erzählweise, die mir nicht so gefallen hat, ist das „versteckte Predigen“. Ein Mentor erklärt einem Protagonisten in einem scheinbaren Unterricht die Welt. Und damit tue ich mir immer sehr schwer. Der Autor möchte so dem Leser das Geschwafel über die geschichtlichen Hintergründe der Welt ersparen, in der die Geschichte spielt. Leider geht es meistens nach hinten los und lässt die Szene dann sehr aufgesetzt wirken. Wieso nicht einfach das Kapitel mit „Früher war...“ oder so beginnen? In großen Fantasy Universen führt nun mal selten ein Weg vorbei, an den Hintergründen. Aber das ist dem Leser natürlich durchaus bewusst und solange man nicht in jedem Satz mit Zahlen und Namen zugeballert wird, ist es auch kein Problem, mal ein Kapitel über die Vorgeschichte zu lesen.
Vielleicht gibt es Leser, die diesen Stil sogar mögen, dann kann ich das Werk hier nur empfehlen.



Viele Dinge erscheinen unlogisch, weil sie eben augenscheinlich nur erfunden wurden, um der Geschichte ein wenig Gefühl zu verleihen. Zum Beispiel ein Kind, das nach jemandem benannt wird, der aber nur wenige Seiten „ScreenTime“ mit dem Vater des Kindes verbracht hat.

Auch wenn es der Auftakt einer riesigen Reihe ist, die wohl auch interaktiv werden soll (was ich mir überhaupt nicht vorstellen kann), war mir das alles zu viel: Zu viele Handlungsstränge, zu viele Zeitsprünge, zu schnell geschrieben. Im Gegensatz dazu, fehlen mir aber Informationen zu Dingen, die eigentlich ziemlich wichtig sind. Ich als Leser möchte nicht nach 20 Seiten 5 Zeitsprünge und 10 komplizierte aber sehr blasse Charaktere, die nicht einprägsam sind. Dazu kommt eine ohnehin schon verwirrende Story, die auf mehreren Zeitebenen zu spielen scheint.
Was man aber sagen muss, da Ebook ist wirklich günstig. Und wenn ihr das Fantasy Epos mal ausprobieren wollt, ist mit 1,99 Cent (bzw Teil 1 umsonst) jetzt wirklich nicht viel verloren.

Lieber Kieran, es tut mir echt leid. Aber mir hat es leider nicht gefallen.




Ich bin sicher, du findest viele Leser, gerade weil das System so innovativ ist. Zumindest ich habe noch nie von einem interaktiven Buch gehört. Die Elementarsturmchroniken werden mit Sicherheit ihre Fans finden und weitergehen – nur leider ohne mich.

=[ Fazit: ]=

Von allem etwas zu viel – zumindest für mich.





=[ Wertung: ♥♥ 2 von 5 ]=