von H. G. Parry
[ Worum geht's denn eigentlich? ]
Schon sein ganzes Leben lang hat der ebenso liebenswerte wie chaotische Literaturdozent Charley Sutherland versucht, seine einzigartige Begabung vor der Welt zu verbergen: Er kann Figuren aus Büchern zum Leben erwecken! Das ist toll, wenn es sich dabei um Pu den Bären handelt, und kompliziert, wenn plötzlich der Hund der Baskervilles in deinem Vorgarten sitzt. Nur Charleys Bruder Rob weiß von seiner Gabe. Deshalb läuten bei dem etwas biederen Anwalt auch sämtliche Alarmglocken, als er eines Nachts einen Anruf von Charley erhält und dieser ihm gesteht, er habe Uriah Heep, den Schurken aus Charles Dickens’ Meisterwerk »David Copperfield«, freigelassen. Und der hat nichts Geringeres im Sinn als das Ende der Welt. Gemeinsam versuchen Charley und Rob, Uriah zurück in den Roman zu verbannen, bevor er größeres Unheil anrichten kann. Doch dabei stoßen sie auf ein dunkles Geheimnis ...
[ Meine Meinung ]
Uff. Uriah Heep und ich. Eine Geschichte von enttäuschter Erwartung, literarischen Verwirrungen und der schließlichen Aufgabe.
Anfangs war es eigentlich echt spannend. Rob erzählt eine Menge aus seiner Vergangenheit und seiner Beziehung zu Charley. Aber irgendwann kam dann der Punkt, an dem ich das erste mal gestutzt habe. Eine literarische Figur sagte mir so gar nichts. Nach kurzer Recherche fand ich heraus, dass die Autorin diese erfunden hatte. Okay. Weiter gings.
Ich traf dann auf die Klassiker, Holmes, Grey und alles in allem hatte es immer mehr den Anschein, als handle es sich um eine Fanfiction aus "Fables", eine Comicreihe, in der Fabelwesen im Exil leben.
Leider passiert eigentlich auf den ersten paar hundert Seiten auch so rein gar nichts. Alles ist langweilig, langatmig und selbst Dorian Grey mit seinen hacking Skills konnte mich einfach nicht überzeugen.
Eine Freundin meinte schließlich, dranbleiben würde sich lohnen. Sie wäre einfach ein paar hundert Seiten weiter gesprungen und plötzlich wars wieder spannend.
Und da muss ich sagen, komme ich an einen Punkt, an dem ich sagen muss...nee.
Ich muss nicht hundert Seiten in einem Buch überspringen und hoffen, dass es gut werden muss.
Ich verstehe, was die Autorin bezwecken wollte. Eine Liebeserklärung an die klassischen literarischen Figuren. Die sind aber entweder voll Klischee, oder so konstruiert, dass ich ihr das nicht abnehmen kann. Es hätte auch alles auf 300 Seiten gesagt werden können und nicht künstlich gestreckt werden müssen. Damit hat sie sich und den Lesern keinen Gefallen getan.
Ich würde das Buch für Liebhaber der klassischen Literatur empfehlen.
Tolle Idee, leider für mich nicht wirklich gut umgesetzt.
Ein gutes hatte es jedoch: jetzt habe ich richtig Lust, Oliver Twist zu lesen.